Siehe, ich mache alles neu
- Tim Kretschmer-Schmidt
- 25. Nov. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Predigt zum Ewigkeitssonntag, den 25.11. 2018
Seniorenzentrum am Bürgerpark Berlin Pankow
Predigttext: Offenbarung 21, 1-5
Am Anfang des Weges schuf Gott Himmel und die Erde Die Erde war Tohu Wa Bohu, Irrsal und Wirrsal Und Gottes Geist schwebte über den WasserGott sprach: Es werde Licht! Licht wurde.
Am Ende des Weges schafft Gott alles neu
So hofft und seht es Johannes im Exil auf der Insel Patmos:
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine grosse Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Zwischen diesen Zeiten
zwischen Anfang und Ende von Gottes Schöpfung
leben wir und weben wir und sind wir.
Zwischen diesen Zeiten
zwischen Anfang und Ende
erleben wir Geburt und Tod
Freude und Leid
Kriege und Frieden
Am Ende des Weges schafft Gott alles neu.
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Johannes stellt dieses Bild ans Ende seines Buches,
das wir die Offenbarung nennen.
Davor beschreibt er in wortgewaltigen Bilder
Kampf gegen Bedrängnis und Verfolgung
Himmlische Welten voller erlöster Menschen
Umwälzungen, durch die die Menschen hindurch gehen
Umwälzungen, die darin enden
Das bekanntes vergeht und anderes wird.
Fern von all der großen Umwälzungen der Welt
Heute, hier in diesem Raum
Sind wir und gedenken unserer Verstorbenen
Die Welt ist anders geworden
Seit dem sie nicht mehr da sind bei uns
Der Vater, die Mutter, Bruder oder Schwester
Lebenspartnerin oder Lebenspartner
Die vertrauten Nachbarn hier im Seniorenzentrum.
Die Menschen, die uns vorausgegangen sind
In diesem Jahr
In den Jahren davor.
Die Bedrängnis der Trauer
Wir können sie nicht abtun
Wir müssen hindurch,
um in ein neues, anderes Leben zu kommen.
Sie ist zehn Jahre alt. Nach langer Zeit kommt sie wieder in die Kindergruppe meiner Kirchengemeinde. Alle freuen sich, sie wiederzusehen. In unserer Plauderrunde erzählen wir bei Tee und Äpfeln, was uns bewegt hat die letzte Zeit. Als sie als letzte an der Reihe ist, sagt sie, dass ihr Vater gestorben ist. Wir schweigen eine Weile. Dann fragt sie, ob wir nicht zum nahe gelegenen Friedhof gehen können, zum Grab ihres Vaters. Alle finden das in Ordnung und so brechen wir auf. Im Kirchgarten blühen die letzten Blumen des Jahres. Ein paar nimmt jedes Kind mit. Den Weg gehen wir schweigend.
Auf dem Friedhof gibt es viel zu entdecken. Alte Grabsteine. Neue Grabsteine. Lange Leben, Kurze Leben. Kopfrechnen ist angesagt. „Schön ist es hier,“ sagt ein Kind. „So friedlich“. Wir kommen zum Grab von ihrem Vater. 63 Jahre alt ist er geworden. Sie erzählt von seiner langen Krankheit. Dass sie sich noch verabschieden konnte im Krankenhaus, als er verstorben war. Sie erzählt auch von ihrer Hoffnung, dass er jetzt an einem Ort ist, wo es keine Krankheit und keinen Schmerz mehr gibt. Wo Wärme ist und Licht. Ein Gespräch entspinnt sich. Daraus kommt die Frage: Wie ich es mir vorstelle, das danach. Ich sage: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Stille.
Ein Gebet soll ich noch sprechen. So beten wir. Die gemeinsame Zeit geht zu Ende. Sie sagt: „Können wir jetzt sie Blumen aufs Grab legen?“ Klar, können wir. Auf dem auf dem Heimweg weiß ich: Kinder sind in der Lage, aus Blüten ein lächelndes Gesicht auf ein Grab zu legen.
„Siehe, ich mache alles neu!“
Amen.
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